Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille by Jonas Winner

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille by Jonas Winner

Autor:Jonas Winner
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Berlin Gothic Media
veröffentlicht: 2011-12-17T23:00:00+00:00


3

Heute

„Merle? … Merle hörst du mich?“

Die Tür des Wagens klackt - Merles Blick schwingt hoch und die Sonne gleißt direkt in ihre Augen. Sie spürt, wie ihre Pupillen sich zusammenziehen - aber sie hat das Gefühl, nicht blinzeln zu müssen. Geradewegs geht ihr Blick zwischen der Windschutzscheibe und der offenen Tür hindurch, an dem Haus vorbei, das sich am Straßenrand erhebt, zu dem glühenden Feuerball, der an der Häuserecke vorbeibrennt, hinein in die goldgelb strahlende Glut.

Jemand zieht an ihrem Arm, sie fühlt, wie sie hochgewuchtet wird. Das Goldgelb des Sonnenballs sinkt zurück, der blaue Schatten des Neubaus, vor dem sie gehalten haben, übernimmt.

Merle wankt über den Bürgersteig, Nele neben sich, die sie hergefahren hat und stützt.

Ein Glastür zischt auf, das Haus verschluckt sie, Merles Blick senkt sich auf den Boden, die Fliesen …

„Warten Sie hier - nicht, NEIN!“

Merles Augen tasten über den Bodenbelag, sie spürt den Druck von Neles Hand auf ihrem Arm.

„Wir KÜMMMERN uns um sie, es dauert nicht lange - bitte nehmen Sie Platz!“

„Es geht ihr nicht gut“ - das ist Neles Stimme - „wir können nicht Platz nehmen - “

Merle hört Schritte, die sich rennend nähern.

„Dort!“

„Ja … ja - ist gut.“

Sie sieht die weißen Hosen eines Sanitäters, der lockere Griff von Nele entschwindet, zwei Männerhände packen sie, drücken -

„NEIN!“

Merle verliert das Gleichgewicht, stürzt, sieht sich schon mit dem Gesicht flach auf den Boden schlagen -

da knallt etwas in ihre Kniekehlen, ihre Beine knicken ein, sie sackt in einen Sitz -

und spürt, wie eiskalte Wut sie überzieht.

„WAS … “

Hakt ihr Kiefer?

Ihre Lippen ziehen sich von den Zähnen zurück.

„Aaaaarg“, kommt es heraus, dabei hat sie doch nur sagen wollen -

„Rrrrraaag - “

Die Männerhände - sind es vier, sechs, acht? - pressen Merle in den Rollstuhl, scheinen sie daran festschrauben, ja: festnageln zu wollen.

Es reißt in ihrer Lunge. Ihre Zunge schiebt sich zwischen die Zähne nach vorn, immer weiter, als ob sie sich aus ihrem Rachen lösen wollte.

„Näääälääää … “ Nele muss ihr doch helfen - was tun sie denn mit ihr!?

Ein breites Lederband schließt sich um Merles Handgelenk.

Ihre Augen drehen sich in den Höhlen, schon scheint ihr Blick geradezu gegen die Innenwand ihres Schädels gerichtet zu sein.

„Nääääläääää!!!!“

Dann reißt sie an dem Arm, den man festgebunden hat. Merle sieht ihn unter dem Lederband auf der Armlehne liegen … sie braucht ihn doch nicht - sie muss ihn …

… einfach nur …

von sich ab -

abreißen.

Merle wirft ihren Körper herum, hört den Rollstuhl klappern, die Stimmen der Männer, die sich um sie drängen, sie zu greifen, zu halten versuchen.

Nääääääälääääää -

Der Riemen schneidet in ihre Haut. Sie schleudert ihren Körper in die andere Richtung, die Pupillen jetzt nach oben in ihren Kopf hineingerichtet, versenkt in die Schwärze, die dort herrscht - die Zunge in ihrem Mundwinkel fast schon aus ihrem Körper herausgewunden.

Da bricht das Chaos, der Wahnsinn, der ohrenbetäubende Krach, der in ihr getobt hat, plötzlich in sich zusammen.

Merle fühlt, wie etwas Weiches sich an sie legt, an sie schmiegt - sie festhält!

Ihre Pupillen richten sich langsam wieder nach vorn aus …

Es ist Nele, die sie festhält.



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